Hunde

Hunde haben in der Tat einen ausgezeichneten Geruchssinn. Ihr Geschmackssinn ist dagegen bei weitem nicht so gut ausgebildet. Sie besitzen insgesamt etwa 1700 Geschmacksknospen, die meisten davon auf der Zunge (aber auch dem Gaumendach und am Eingang des Schlundes). Im Vergleich zum Menschen (rund 9000 Geschmacksknospen) sind Hunde fünf- bis sechsmal schlechter ausgestattet – aber immer noch deutlich besser als Katzen mit nur etwa 470 Geschmackssensoren.
Wie Menschen können Hunde verschiedene Geschmacksrichtungen unterscheiden: süss, sauer, bitter und salzig. Der salzige Geschmack ist bei Hunden allerdings nur schwach ausgebildet, weil sie als Fleischfresser keine Mühe haben, die nötigen Salzmengen (Natrium) einzunehmen. Ganz anders der Mensch: Als Allesfresser müssen wir darauf achten, genügend davon zu kriegen (Getreide und Gemüse liefern kaum Salz) und reagieren entsprechend stark auf Salziges.
Der hündische Geschmackssinn weist zwei weitere Eigenheiten auf. Über die ganze Zunge verteilt, besitzen die Vierbeiner Geschmackssensoren, die auf Fleisch und Fett ansprechen. Diese fehlen dem Menschen genauso wie Geschmacksknospen für Wasser, die beim Hund auf der Zungenspitze sitzen (auch Katzen und andere Fleischfresser haben solche Wassersensoren). Nach einer salzigen oder süssen Mahlzeit sind die Wasser-Geschmacksknospen besonders sensitiv. So bleibt der Flüssigkeitshaushalt im Hundekörper schön im Gleichgewicht.
Insgesamt spielt der Geschmackssinn bei Hunden aber die zweite Geige. Die treibende Kraft bei den Nahrungssvorlieben ist der hervorragende Geruchssinn. Hunde können etwa 1 Million Mal besser riechen als der Mensch, haben Kollegen von Kleinstein berechnet. Sie können bis zu 100000 Aromen unterscheiden – der Mensch gerade mal ein paar Tausend. Das ist der Grund, warum Hunde den Braten, wenn sie ihn gerochen (und für gut befunden) haben, meist, ohne zu verkosten, verschlingen.
Sein überragender Geruchssinn macht den Hund zudem zum wertvollen Helfer des Menschen.
Lawinenhunde spüren unter Schneemassen Begrabene auf, Epilepsiehunde können epileptische Anfälle voraussagen, und Diabetikerwarnhunde riechen gefährliche Unterzuckerungen. Damit entspricht der Hund doch ganz unserem Geschmack.
SonntagsZeitung/Zürich
Ricotimi - 10. Aug, 10:55